Wissenshappen

Themenhighlight Februar: Women in Science

Mit VR-Brille und Rollstuhl zum Strand

Wie wäre es mit einem Strandausflug? Für Personen ohne Behinderung meist kein Problem – sie müssen sich nur die Zeit dafür nehmen. Für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung ist das jedoch komplizierter, weil barrierefreie Zugänge zum Wasser oft fehlen. Doch nicht nur das Eintauchen ins Meer, auch das Eintauchen in virtuelle Welten ist für behinderte Menschen nicht selbstverständlich. Hier setzt die Forschung von Kathrin Gerling, Professorin für Mensch-Maschine-Interaktion und Barrierefreiheit und Co-Leiterin des Reallabors „Barrierefreiheit“ am Institut für Anthropomatik und Robotik (IAR) des KIT, an. Die leidenschaftliche Gamerin möchte dank barrierefreier Virtual Reality behinderten Menschen gleichberechtigte Teilhabe an virtuellen Erlebnissen ermöglichen – zum Beispiel auch einen entspannenden Strandausflug.

Dass Virtuelle Realität für Menschen mit Behinderung oft nicht zugänglich ist, mag überraschen. „Doch Hardware oder Spieldesign bieten selten ein immersives Erlebnis“, so Gerling. Wer einen Rollstuhl oder andere Gehhilfen benutzt, stößt auf Hürden – etwa bei Joysticks, die die Hände blockieren. So arbeitet sie mit ihrem Team zusammen an interaktiven Systemen, die zum Beispiel mit Handschuhen funktionieren.

Dass sich Gerling diesem Thema widmet, hat mit der Erkenntnis zu tun, dass vieles für behinderte Menschen sehr funktional gedacht ist. „Wichtig im Leben ist aber auch, was Freude macht“, so die Interaktions-Expertin, die 2023 einen der prestigeträchtigen ERC Starting Grants der EU für ihre Forschung eingeworben hat. „Das Eintauchen in barrierefreie virtuelle Welten für Sport, Spielen oder Freizeit allgemein, ist eine Frage der Gerechtigkeit.“

Virtual Reality-Brille Magali Hauser, KIT
Mit ihrer Forschung will Kathrin Gerling VR-Technologien für Menschen mit körperlichen Behinderungen besser zugänglich machen.
Eine junge Frau sieht auf ihr Handydisplay Tanja Meißner, KIT
Die Flüssigkristalle, die Otto Lehmann grundlegend erforschte, kommen heute z. B. in Handydisplays zum Einsatz.

Themenhighlight Januar: 200 Jahre KIT

Kein Smartphone ohne Otto Lehmann

Fest – flüssig – gasförmig: diese drei Zustände lernt jedes Kind in der Grundschule. Dass es darüber hinaus noch einen vierten Aggregatszustand zwischen fest und flüssig geben könnte, das entdeckte der Physiker Otto Lehmann. Am 13. Januar 2025 jährt sich sein Geburtstag zum 170sten Mal.

Otto Lehmanns Forschergeist leuchtet uns heute von Tablets und Smartphones entgegen: Als Professor für Physik entwickelte er an der Technischen Hochschule Karlsruhe ein neuartiges Mikroskop mit eigener Lichtquelle und Gasversorgung, um den Probentisch zu beheizen. Mit diesem konnte er das Schmelz- und Kristallisationsverhalten chemischer Substanzen beobachten. So erkannte er Phasen, die Eigenschaften sowohl von Flüssigkeiten als auch von Kristallen haben.

1904 veröffentlichte er die bahnbrechenden Forschungsergebnisse in seinem Buch „Flüssige Kristalle“. Für seine Forschung wurde er von seinen damaligen Kollegen belächelt. Doch ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigte sich die Wissenschaft wieder mit flüssigen Kristallen. 1971 waren die ersten Flüssigkristallanzeigen entwickelt und Lehmann rehabilitiert.